Schnackenbergs Bilder gehen zurück auf Fotografien – auf Bilder verstanden als zumeist gespeicherte, digitalisierte, gerasterte Überreste des Vergangenen. Diese Fotografien sind für den Künstler Abbilder von Gewesenem. Solche aus privatem Anlass oder allgemeiner Bedeutung entstandene Bilder sammelt der Künstler in einem stets wachsenden digitalen Archiv. Aus persönlich empfundenen Gestaltungsanlässen, häufig Impulse aus Beobachtungen unseres sozialen und politischen Dasein und Handelns, sucht Lars Ulrich Schnackenberg Bildmaterial aus diesem riesigen Arsenal gespeicherter Bildern heraus. Er sucht nach geeigneten Motiven, nach attraktiven Hell-Dunkel Verteilungen, nach anregenden Farbwerten, nach interessanten Kompositionsanlagen. Reduktionsbestreben, Überlagerungen, Farbenspiel und das Ausbalancieren von Schärfe und Unschärfe leiten die nun beginnende digitale Bearbeitung: künstlerisches Reagieren auf bereits früher gesehene Bilder, auf vergangene Schlaglichter gesellschaftlichen Tuns könnte man das nennen. Dabei geht es dem Künstler sehr um Humanität und Empathie.
Die digitale Gestaltung führt dann zu einem neuen Bild – dieses wird auf Leinwand gedruckt.
Anschließend folgt ein weiterer artifizieller Bearbeitungsschritt. Das Auftragen von farbpigmentierten heißen Wachsschichten (Enkaustik) - das ergibt eine neue Oberflächenqualität: Mittels dieser Technik variiert der Künstler nochmals Farben, hebt Brillianzen hervor, uns steigert den Bildraum in seiner Tiefenwirkung.
Seine Bilder mäandern zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Detailgenauigkeit und farbig-malerischer Fläche, zwischen Schärfe und Unschärfe, zwischen Faktischem und persönlicher Assoziation im jeweiligen Moment des Betrachtens. Schnackenberg thematisiert die menschliche Fähigkeit des (meist nur fragmentarischen) Erinnerns, die Fähigkeit in verschiedenen Zeitfenstern zu fühlen und zu denken. Schnackenberg schafft offene Kunstwerke. „Der Künstler thematisiert auch die Frage wie genau wir Menschen überhaupt Wirklichkeit präzise, scharf wahrnehmen können, wie weit wir mit unseren Sinnen und unserem reflektorischem Fähigkeiten Wirklichkeit wahrnehmen und Wahrheit erkennen können, wie stark frühere Bilder unsere jeweils momentane Weltauffassung prägen“ (Axel Müller). In diesem Sinne sind die farbenprächtigen, lebendigen, im wahrsten Sinne des Wortes „vielschichtigen“ Werke Schnackenbergs ganz eigenständig und ein tolles Angebot zum Nachdenken über unsere eigene Realitätsverarbeitung.